Könnten wir eine Weste aus unserer Rohwolle filzen?
…fragte mich Katharina.
Ja, klar, kein Problem. So ist sie entstanden, prachtvoll in Naturfarben (allerdings kann Rohwolle auch gefärbt werden):
Was braucht man um eine Weste einfach zu filzen?
1. Wolle zum Filzen
In diesem Fall ist es Rohwolle von Quessant Schafen unterschiedlicher Farbe. Überwiegend Rohwolle, denn ein Teil davon war bereits einmal gewaschen und mit einer kleinen Kardiermaschine etwas gezähmt worden. Diese kardierte Wolle verwendeten wir als Grundlage. Die enthielt noch reichlich Lanolin, man konnte es fühlen.
Hier siehst du bereits das Reinigen der einfachen, handbetriebenen Kardiermaschine. Die letzten Fasern, die darin hängen, nachdem man die Wolle abgenommen hat, sollte man auch entfernen, falls man nicht wieder ähnliche Wolle bearbeiten möchte.
2. Die Schrumpfprobe
Möchte man Filzkleidung machen, die einem passt, kommt man nicht um die Frage herum, wie viel die Wolle denn schrumpfen wird, die man verwenden möchte.
Also filzten wir erst eine Filzprobe um den Schrumpfungsfaktor zu erkunden und zusätzlich wollten wir erfahren, wie die unterschiedlichen Locken eingefilzt aussehen werden.
Also legten wir die kardierte Wolle auf einer Fläche von 30×30 cm aus, verzierten sie mit den Rohwolllocken und walkten sie fertig d.h. es sollte kein hartes Brett werden, aber dichter Filz.
Wir rechneten dann aus, wie viele Prozente die Wolle schrumpfte, denn so viel größer muss sie für das gewünschte Endmaß dann ausgelegt werden.
3. Die Schablone
Da wir die Filzweste nicht nähen, sondern am Stück filzen wollten, brauchten wir eine Schablone, die wir umfilzen, um den Hohlfilz zu erhalten.
Der Wunsch war eine eher robuste Weste, die man z.B. beim Reiten noch über zwei Pullovern tragen kann und die das Kreuz dann noch wärmt.
Für die Schablone nahmen wir Noppenfolie, die aus einem Paket übrig blieb. Das «Schnittmuster» war ganz einfach:
1. Wir nahmen eine vorhandene Weste als Muster, legten diese flach auf ein großes Blatt Papier und zeichneten die Konturen auf das Papier.
2. Dann vergrößerten wir die Kontur mit dem Schrumpffaktor aus einem Punkt aus: Man zeichnet Linien, indem man den Mittelpunkt mit den wichtigsten Punkten auf der Kontur verbindet und diese Linien vom Mittelpunkt aus und der Schrumpfung entsprechend verlängert, wodurch diese Punkte die neue Kontur ergeben. Man muss sie nur miteinander verbinden.
3. Entlang der Öffnungen wie Hals, Arme, untere Kante verlängert man die Schablone am besten. Wir wollten den Filz dort nicht nachträglich aufschneiden, sondern die Kanten organisch filzen.
4. Auslegen des Musters
Katharina hatte den Wunsch einen Baum auf den Rücken zu filzen. Dazu eignete sich die schwarze Rohwolle herrlich.
Am Besten geht sowas, wenn man die Locken und Strähnen erst durch Seifenwasser zieht, alle Luft rausdrückt und die nassen Fasern auf den bereits «entlüfteten», seifigen, nassen Wolluntergrund legt. Man kann so mit den Fasern praktisch zeichnen.
Auch selbst gesponnenes Garn hat sie aufgelegt, natürlich ebenfalls von denselben Schafen.
5. Nach dem Filzen nicht vergessen...
…die Seife gründlich auszuspülen und alles schön in Form zu ziehen.
Für wen ist diese Filzweste eigentlich gedacht?
Die handgefilzte Weste, die mitwächst...oder besser: man wächst selbst rein in die tolle Wolle...
Für «Räubertochter» Frieda, die erst 8 Jahre alt ist. Sie soll die Weste aber auch noch in vielen Jahren tragen können, jetzt ist sie ihr natürlich länger und der Armausschnitt ist größer, aber sie ist jetzt schon vollkommen geeignet zum Überziehen an kalten Tagen und zum Wärmen der Taille beim Reiten.
Die braune Wolle ist von Friedas Lieblingsschaf: Lilly. Sie sollte also eine Weste überwiegend aus Lilly-Wolle bekommen und die anderen Schafe verzieren die Oberfläche weiter.
6. Schöne Details als letzter Schliff
Die Öffnung wurde des spaßeshalber nicht gerade, sondern wellig geschnitten. (Die Schnittkanten wurden noch geduldig zugefilzt, damit sie später nicht ausfransen und sich die Wolllagen nicht öffnen.) So kann man natürlich keinen Reißverschluss einnähen, dafür aber viel schönere, ggf. selbst geschnitzte Holzknöpfe als Verschluss verwenden und als Schlaufe selbst gesponnenes Garn aus derselben Wolle.
Ich lese gerne über deine Rohwollfilzerfahrungen,
schreibe einfach einen Kommentar. 🙂
This Post Has 7 Comments
Hallo sehr schün die feste wau gefhält mir sehr liebe gr.Barbara
Herzlichen Dank! 🙂
Herzlichen Dank, ich hoffe sie wird der Besitzerin gut dienen. 🙂
Die Weste ist toll geworden und wird ja mit Stolz getragen. 👍Quessantschafwolle lässt sich gut verarbeiten, ob gefilzt oder versponnen und ist auch viel weicher als andere Landschafwolle.
Ein schöner Mix aus verschiedenen Nuancen und die Holzknöpfe der Hingucker.
Liebe Inselgrüsse Kerstin
Ich hatte noch nie mit Quessant gefilzt, es war eine sehr tolle Erfahrung. So weich und sie filzte herrlich und so viele schöne Farben!
Die Weste ist sehr schön geworden,wäre ein Grund wieder einmal etwas aus Rohwolle zu filzen(nicht nur Sitzfellchen)
Irgenwo inmeinem Fundus liegt noch eine Weste aus Rohwolle und sogar ein Mantel. Die Weste habe ich noch in die WAMA gesteckt und jetzt ist sie in Kindergrösse🥴Den Mantel habe ich nie getragen,er ist mir zu wuchtig.Vielleicht könnte ich eine Riesenwunschkugel daraus machen😂😂😂
Lg. Lucky
Du konntest eine Verkleidung um einen Sitzball nahen. Brumme en gross.