Friedensfilz im Einsatz

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Unser Gemeinschaftsfilzprojekt als Alibi für eine wichtigere Botschaft…mit Fotos von Gábor Mészáros.

10 qm handgefilzt für die Nächstenliebe

Im Foyer des Kulturzentrums der Stadt Ócsa in Ungarn wohnt momentan der Friedensfilz. Vor kurzem kamen 4 Klassen aus dem örtlichen Gymnasium, 11. und 12. Klasse, ich sollte ihnen einen Vortrag halten, wenn ich dort schon mal eine Filzausstellung habe und damit ist nicht der Friedensfilz gemeint, sondern meine Werke seitlich aufgestellt.
Ich wollte aber nicht von meinen Werken erzählen, sondern schuf einen Plan, um etwas viel Wichtigeres zu übergeben…

Ich ließ die jungen Leute zuerst herumlaufen, sie sollten sich mit dem Raum, mit den Filzarbeiten, mit dem Material vertraut machen. Streicheln -ohne Schokolade an den Fingern- war erlaubt. Das taten sie mit Interesse auch:

Danach setzten sie sich und ich war dran. Kurz ging es über den Ursprung des Filzens und danach erklärte ich das Friedensfilzprojekt. Und schon kamen wir bei der zeitgenössischen bildenden Kunst an. Mein Hobby sozusagen, ich studiere diesbezüglich seit einigen Jahren, wie es meine Zeit erlaubt, weil ich mehr Verständnis dafür haben möchte. Ich will wissen, was ein «blaues Quadrat auf blauem Hintergrund» bedeuten soll, weshalb «Hässliches» angepriesen wird oder warum eine Banane bei Sotheby’s an die Wand geklebt wird…Inzwischen weiß ich viel und verstehe weit mehr, als der Durchschnittsbürger, der sich nur aufzuregen mag. 

Die Banane an der Wand und Akzeptanz...

…oder was war wohl meine Botschaft?

Ich habe noch eins meiner Filzbilder gezeigt und gefragt, was mag das wohl bedeuten? (Mein Bild siehst du hier jetzt nicht)

Was siehst du hier? Hände hoch, wer eine Idee hat oder gerne seine Eindrücke, vielleicht ein Gefühl oder eine Assoziation darüber teilen mag. Es gibt keine richtige oder falsche Antwort und mir ist es sogar piepegal, ob es generell gefällt oder nicht. Mich interessiert, was alles es in anderen hervorruft, wenn es schon mal nicht direkt zu erläutern ist.

Es kamen ähnliche und auch ganz unterschiedliche Eindrücke.

Damit kommen wir auch schon am Wesentlichen an, was zeitgenössische Kunst betrifft

a) Sie löst Gefühle und/oder Gedanken aus. Diese mag man oder man mag sie nicht. Im Idealfall lässt man sich auf das Spiel (!!) ein, grübelt über die Bedeutung oder versucht seine Gefühle einzuordnen, oder man findet visuell ansprechende Details, an denen man Freude hat. Jedenfalls arbeitet man im Inneren am Erlebnis ohne «böse Absichten». Hat man jemanden, mit dem man darüber seine Gedanken austauschen kann, bingo, dann baut man sogar am Sozialleben.

b) Sie löst Unverständnis und/oder weitere negativen Gefühle aus: Unsicherheit, Hass, Wut, Missachtung usw. aus. Man schreibt einen dem entsprechend verachtenden Kommentar (sowas macht man bitte nicht), nörgelt zusammen mit einem anderen Betrachter oder zuhause beim Abendmahl.

Meine Botschaft an die Leute ist kurz gefasst: Verstehst du etwas nicht, informiere dich darüber, damit du eine auf Wissen und/oder Verständnis basierende Meinung bilden kannst. Diese darf natürlich abweisend sein, du solltest aber wissen, weshalb. 
Gefällt dir etwas nicht und du möchtest es auch nicht verstehen, gehe einfach weiter ohne es in den Boden zu trampeln und überlasse es anderen.

Und diese Herangehensweise gilt nicht nur Kunstwerken, sondern unseren Mitmenschen, die auf viele Weisen anders sind, als wir. Kennenlernen wollen oder in Ruhe lassen. Anders geht ein friedliches Zusammenleben auf dem Globus nicht. 

Und damit sind wir wieder am Friedensfilz. Der auch noch schön beim Anblick ist.

Zeitgenössische bildende Kunst ist meist nicht da um klassischen Sinne schön zu sein und deshalb überm Sofa zu hängen. Der/die Künstler*In führt da viel mehr im Sinne und reflektiert sehr oft auf die aktuellen wichtigen Geschehnisse der Welt, des Zeitalters.

Hinter Künstlern, Kunstwerken stehen Geschichten, die man erkunden muss und diejenigen, die «häßliche» Kunst kaufen, tun dies nicht, weil sie sich unbedingt vom Anblick sofort verführt fühlten, sondern weil sie sich tief mit dem Gedanken, der Geschichte, der Meinung, der Kritik, des Aufschreis usw. der dahinter steckt, verbunden fühlen, sich vertreten fühlen.

Und der Kunstmarkt mit seinen Preisen und Geschäften ist wieder ein einigermaßen anders weites Thema…

Ich freue mich über deine Gedanken, Erfahrungen in den Kommentaren. Vielleicht entsteht ja ein Gespräch, löffele deinen Senf dazu!

Fusselige Grüße & mottenfreie Wolle

Deine Corinna

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This Post Has 4 Comments

  1. Anke

    Super Corinna!
    Ich teile unbedingt deine Meinung zu diesem Thema und bin sehr froh, dass es überall auf der Welt Menschen gibt, die daran arbeiten, dem Weltfrieden eine Basis zu schaffen.
    Geben wir nicht auf!
    Herzliche Grüße!
    Anke

    1. Nitschmann Corinna

      Ich halte mich auch daran fest, dass die Welt insgesamt ja in vieler Hinsicht immer besser wird, nur eben wie die Börse: mit vielen Rückfällen, aber Tendenz steigend. Das gilt für Medizin, Frauenrechte, Menschenrechte, Demokratie (die auch ihre Schattenseiten hat) usw.
      Der Klimawandel ist das, was es früher zwar schon einige Male gab, aber ohne diese Menge von Müll in Luft, Boden und Wasser. Das ist so ein neues Problem.
      Also was Ethik, Menschenrechte usw. angeht, bewegen wir uns jetzt wieder mal abwärts. Irgendwann geht es wieder aufwärts…und bis dann versuchen wir unser bestes und können unsere Ansichten halt auf «heimtückische» Wege unter die Menschen bringen. Was hier noch immer leichter ist, als in Russland, wo auch nicht alle voll bekloppt sind…

  2. Sybille

    Danke Corinna,
    selber nachzudenken, nicht einfach auf die vorgefasste (Gruppen-) Meinung aufzuspringen, dem Raum geben, dass unterschiedliche Meinungen sein dürfen und man trotzdem wertschätzend miteinander umgehen kann, ist schon Frieden im Kleinen. Danke, dass du deinen Teil, wo es geht, dazu beiträgst.
    Herzliche Grüße
    Sybille

    1. Nitschmann Corinna

      Ja, das ist so wahr. Und eigentlich so einfach. Und für viele doch nicht.
      Leben und leben lassen.
      Danke für deinen Kommentar!

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